Alles andere als ein Schaumbad

April 2022

An einer Hausecke vom Zauner-Haus in Berchtesgaden ist eine Figur des Heiligen Vitus angebracht. Der Heilige sitzt in seinem typischen Attribut, einem Kessel, der mit siedendem Blei und Pech gefüllt war. Diese ungemütliche Badesituation hatte ihm der römische Kaiser Diokletian eingebrockt.

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Sankt Veit

Denn Vitus, als siebenjähriger Knabe zusammen mit seiner Amme Crescentia und seinem Lehrer Modestus, die ihn christlich erzogen hatten, von seinem gewalttätigen Vater geflohen, erregte das Interesse des römischen Kaisers. Denn sein Sohn litt an Epilepsie und Vitus konnte ihn heilen.  Doch anstatt sich angemessen dankbar zu zeigen warf Diokletian ihn in den ungesunden Kessel, weil Vitus nicht den Götterbildern opfern wollte. Ein Engel rettete Vitus und brachte ihn, die Amme sowie den Lehrer nach Lukanien, einer antiken Landstrich Süditaliens wo sie friedlich starben. Manchmal hält Vitus ein kleines Gefäß in der Hand, das wie ein Nachttopf ausschaut. Deswegen wurde er nicht nur Nothelfer, der gegen den berüchtigten „Veitstanz“ half, sondern auch der Patron für Bettnässer. In Süddeutschland hat sich dazu ein Kindergebet erhalten:

Heiliger Sant Vit,
Weck mich zuor Zit.
Weck mich nit z’früh und nit z‘spot,
Dass es nit ins Bett got.

Der Hahn, mit dem Vitus gelegentlich dargestellt wird, könnte mit seinem Krähen ja das rechtzeitige Wecken des Bettnässers übernehmen. Dass der Vitus an einem Haus angebracht ist, in dem sich ein traditionsreiches Bettenfachgeschäft befindet, macht so gesehen durchaus Sinn.  

Christoph Merker