Königssee: Hotelprojekt contra denkmalgeschütztem Alten Bahnhof

Juni 2021

Das vergangene Jahr 2020 bescherte dem Alten Bahnhof Königssee ein Jubiläum gleich in mehrfacher Hinsicht: Vor 110 Jahren wurde er durch besondere Förderung von Prinzregent Luitpold zusammen mit der Bahn errichtet, 55 Jahre (1910-1965) war er in Betrieb und unzählige Königssee-Besucher frequentierten ihn. Seit 1965 ist der Bahnbetrieb eingestellt, der Bahnhof „ruht“ somit seit 55 Jahren.

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mit offener Wartehalle

Doch schon Anfang der 70er-Jahre wurde in dem Bahnhof eine Gaststätte eingerichtet und der östliche Bahnhofsflügel, ehemals eine Wartehalle für die Reisenden, in einen Saal umgewandelt. Die Gaststätte erfreute sich bei Einheimischen wie bei Tagesbesuchern großer Beliebtheit.

2010 wurde der Bahnhof , wie er ursprünglich konzipiert war, zusammen mit anderen historischen Gebäuden (z. B. auch das nahe Verwaltungsgebäude der Königssee-Schifffahrt und Gebäude an der Seelände) in die Denkmalschutzliste aufgenommen. Der östliche Bahnhofsflügel ist somit integraler Bestandteil des denkmalgeschützten Gebäudes.

Nach den derzeitigen Planungen soll der östliche Bahnhofsflügel nun abgerissen werden, um der nahen Einfahrt einer zweistöckigen Tiefgarage und vor allem einem dreiteiligen weiteren Hotelkomplex „Haus am Anger“ Platz zu machen! Dies steht in krassem Widerspruch zum Denkmalschutz und wurde schon wiederholt beanstandet. Dies ficht jedoch die Planer nicht an. Sie argumentieren, der östliche Bahnhofsflügel sei ein Neubau und somit nicht denkmalgeschützt. Sie fühlen sich sogar von der Gemeinde Schönau a. K. unterstützt, die bisher gegen den Teilabriss keine Einwendungen hatte. Die Gemeinde hat sogar im Jahre 2019 durch den Verkauf des Alten Bahnhofs samt seiner umgebenden Grünflächen an den Investor jegliche Einflussmöglichkeit auf die weiteren Planungen aus der Hand gegeben! Auch wiederholte Einwände des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BlfD) haben bisher nichts bewirkt.

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Bahnhof 2021

Dieser rigiden planerischen Vorgehensweise stehen folgende verbale Ankündigungen und Aussagen gegenüber:

* "Der historische Bahnhof bleibt in seiner Ursprungsform bestehen und soll städtebaulich harmonisch in das Gesamtkonzept integriert werden."
   (Bekanntmachung der Gemeinde vom 14.6.2018 zur Einleitung des Raumordnungsverfahrens).

* "Die neuen Gebäude nehmen Bezug auf die umgebende Natur und die lokale Baukultur, indem Sattel- und Walmdächer zeitgenössisch interpretiert werden."
    (Pressetext der Projektgruppe).

* "Historische Gebäude wie der Alte Bahnhof und das Haus der Bayerischen Seenschifffahrt werden in das Konzept integriert und somit wieder zu wichtigen Bestandteilen des Ortsbildes."
   (Pressetext der Projektgruppe).

* "Die Durchgänge zwischen den Gebäuden, …… zum „Löwenstein“ und zur historischen Bausubstanz schaffen eine visuelle und räumliche Verbindung des Ortsteils."
   (Pressetext der Projektgruppe)

* "…. Da der Ortsteil Königssee aber stark im Bewusstsein der einheimischen Bevölkerung verankert ist und ein großes gesellschaftliches und ökonomisches Potential hat, ist die Revitalisierung des Ortsteils dringend notwendig."
   (Pressetext der Projektgruppe).

Diese vollmundigen Erläuterungen des Projektes stehen jedoch zumindest in der Sichtachse zwischen den historischen Gebäuden „Alter Bahnhof“ und „Verwaltungsgebäude der Schifffahrt“ im krassen Gegensatz zu den vorliegenden Planunterlagen. Wiederholte Eingaben bei der Gemeinde, dem Investor und bei den Planern blieben bisher unbeantwortet. Diese Gebäude brauchen vielmehr ihren „Freiraum“ zu Neubauten, um ihre architektonische und denkmalgeschützte Wirkung voll zum Ausdruck zu bringen. In diesem Bereich ist deshalb eine Planänderung unumgänglich, auch wenn mittlerweile Baurecht geschaffen wurde.

DER ÖSTLICHE BAHNHOFSFLÜGEL DARF – DA DENKMALGESCHÜTZT – KEINESFALLS  ABGERISSEN WERDEN !

Manfred Angerer