Der Klosterbach einst und heute

April 2020

Die genaue Entstehungszeit des Klosterbaches, eines künstlich angelegten  Bachlaufs bzw. Kanals zur Versorgung des Berchtesgadener Stiftsareals mit Brauchwasser, lässt sich nicht recht eruieren, aber entsprechende urkundliche Hinweise finden sich seit 1567.

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Der Klosterbach ist also ein schon in früher Zeit, also vor wenigstens 450 Jahren, künstlicher Wasserlauf, den die Berchtesgadener Stiftsherren von ihren Untertanen haben anlegen lassen, ursprünglich vom Aschauerweiher durch den Rostwald über den Doktorberg dem heutigen Fußweg entlang unter den Hofstallungen hindurch, zum Schlossplatz geführtes Bächlein, das das Klosterareal mit Brauchwasser für Mensch und Vieh, so auch einen großen Fischkalter und eine Pferdeschwemme mit Wasser versorgte und nebenher auch noch einige Wasserräder von Handwerksbetrieben zum Laufen gebracht hat.

Im 17. Jahrhundert wurde damit auch noch die Hofmühle des Stiftes betrieben, Später wurde der Klosterbach  unter dem Kreuzgang an der Stiftskirche hindurch geführt und stürzte dann als freier Wasserfall über den Priesterstein, wo er sich unterhalb in der Nähe des Bacheilehens mit dem Kupplerbach vereinte und bei der Pfistermühle schließlich mit dem zusammen in den Mühlbach mündete.

Alles in allem war der Klosterbach einstmals ein für das Stift sehr bedeutender wirtschaftlich wichtiger Wasserlauf, was auch darin ersichtlich sein mag, dass im Verlauf der Jahrhunderte mehrmals eine Anordnung mit Strafandrohung erging, dass die Bürger des Marktes behördlich verpflichtet waren, den Bachlauf instand zu halten, jährlich zu reinigen und Arbeitsstunden und Fuhrwerke kostenlos bereit zu stellen. Freilich schwand die Bedeutung des Klosterbaches und seine Nutzung nach Auflösung des Stiftes merklich, nicht zuletzt durch Verringerung des Viehbestandes im Stift, durch den zwischenzeitlich erfolgten Anschluss an die öffentliche Wasserversorgung und die Einführung der Elektrizität, die Wasserräder überflüssig machte.

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Irgendwann überstiegen dann die Unterhaltskosten für den Klosterbach deutlich seinen Nutzen. Zudem floss der Klosterbach nun durch drei eigenständige Gemeinden - Bischofswiesen, Salzberg und Berchtesgaden. Zusammen mit dem königlichen Rentamt, Straßen- und Flussbauamt Traunstein und dem Forstamt stritt man sich in der Folge um die Zuständigkeiten und die Kostenverteilung für den Erhalt. Schon im 19. Jahrhundert wurde der Klosterbach im unteren Bereich verrohrt. Doch der Bach ist immer wieder über die Ufer getreten und hat den Klosterbachweg vermurt und zerstört und die Privatgrundstücke und teils sogar die Kellergeschoße der angrenzenden Anwesen überflutet.  1905 stand daher sogar eine Auflassung des Klosterbaches im Raum

Schließlich wurde der Lauf des Klosterbaches aber mehr und mehr in Rohre verlegt und schließlich kurz vor der Auflösung der Gemeinde Salzberg, etwa auf halber Strecke zwischen der Siedlung Federbett und Doktorberg in einem 90 Grad Winkel in und durch  das Weinfeld und direkt zum Weiherbach abgeleitet, zunächst verrohrt und dann - Status quo - wieder offen bis zur Einmündung in unmittelbarer Nähe des Hotels Weiherbach.

Es wäre zu wünschen, dass diesem einst so bedeutenden historischen Wasserlauf aus Fürstpropst-Zeiten an geeigneter Stelle zumindest ein Gedenkstein oder eine Infotafel gewidmet wird.

Quellen: "Berchtesgaden im Wandel der Zeit Band 1", "Geschichte von Berchtesgaden"  Band 2 (Marktordnung Von 1567 bis 1691), sowie Gemeinde Archiv Berchtesgaden

Hans Lackner