Fassaden der Metzgergasse 1818

September 2020

Johann Adam Klein, Maler und Radierer aus Nürnberg, reiste im August 1818 mit seinen Malerkollegen Johann Christoph Erhard, Ernst Welker und den Brüdern Friedrich und Heinrich Reinhold über Salzburg nach Berchtesgaden. Sie nächtigten im Leithaus zu fünft in einem Zimmer.

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Heute steht an dessen Stelle das Hotel Edelweiß. Obwohl sie feststellten, dass es hier äußerst malerisch sei, konnten sie zu ihrem Leidwesen fast nichts zeichnen, weil es fünf Tage ununterbrochen regnete. Nachdem keine Wetterbesserung in Sicht war, beendeten sie ihre malerische Reise und trennten sich. Klein wanderte übers Torrener Joch nach Golling und über den Pass Lueg die Salzach aufwärts nach Salzburg, wo er im Haus des Kaufmanns Paurnfeind bis Oktober wohnen konnte. Berchtesgaden hatte es ihm jedoch angetan und so kehrte er im September noch einmal zurück. Davon zeugt eine Zeichnung, die sich im Stadtmuseum München (Maillinger Sammlung, M II, 1791) befindet und bezeichnet ist: „Aussicht aus dem Gasthof zum Leithaus in Berchtesgaden im Sept. 1818, J.A. Klein“. Es ist ein Blick auf die Rückfassaden der Häuser am Marktplatz in der Metzgergasse. Dem Künstler lag vor allem an einer getreuen Naturwiedergabe. Man meint, ein Foto vor sich zu haben, so akribisch genau zeichnete er. Die Balkone dienten damals noch allein praktischen Zwecken wie dem Wäschetrocknen. Auch eines der Plumpsklos kann man entdecken, deren unhygienische Zustände immer wieder zu Rattenplagen führten.

Solch einen Blick in die „idyllische“ Lebenswelt der Bewohner Berchtesgadens vor mehr als 200 Jahren ist einmalig und relativiert den Glauben an die gute alte Zeit.

Quellen: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSL):
* Heinrich Schwarz, Heinrich Reinholds Bericht über seine Reise nach Salzburg, Sommer 1818, (MGSL 1927);
* Heinrich Schwarz, Johann Adam Klein in Salzburg (1818), (MGSL 1956).

Text: Alfred Spiegel-Schmidt