Deckenbild in der oberen Sakristei der Stiftskirche

Februar 2023

Propst Gregor Rainer ließ 1510 die Sakristei an die Stiftskriche anbauen. 1710 stockte man den Bau auf, so dass es seitdem auch eine obere Sakristei gibt. Noch im gleichen Jahr stuckierte Josef Schmidt aus Salzburg die Decke und der Laienbruder Christoph Lehrl aus dem Augustiner-Chorherrenstift Höglwörth malte praktisch in „Amtshilfe“ die stuckierten Felder unentgeltlich aus. Lediglich für die reichliche Verpflegung musste das Stift aufkommen.

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obere Sakristei: Deckenbild

Propst Gregor Rainer ließ 1510 die Sakristei an die Stiftskirche anbauen. 1710 stockte man den Bau auf, so dass es seitdem auch eine obere Sakristei gibt. Noch im gleichen Jahr stuckierte Josef Schmidt aus Salzburg die Decke und der Laienbruder Christoph Lehrl aus dem Augustiner-Chorherrenstift Höglwörth malte praktisch in „Amtshilfe“ die stuckierten Felder unentgeltlich aus. Lediglich für die reichliche Verpflegung musste das Stift aufkommen.

Das große Fresko der oberen Sakristei zeigt den in einer Wolke schwebenden und von Engeln umgebenen hl. Augustinus über einer Ansicht des Berchtesgadener Stifts. Augustinus war Bischof von Hippo (Nordafrika) und deshalb halten Putti Mitra und Bischofsstab. Sein Attribut ist ein flammendes Herz (oft von einem Pfeil durchbohrt), welches er in der rechten Hand hält, denn sein Leitspruch lautete: „Du hast mich mit Deinem Pfeil getroffen, seitdem brenne ich“. Augustinus zählt zu den vier lateinischen Kirchenvätern. Die von ihm eingeführte Praxis eines gemeinsamen Lebens der Priester unter einer Regel wird später zum Vorbild regulierter Kleriker-Kongregationen, wie dem hiesigen Augustiner-Chorherrenstift. Somit wurde er auch zu dessen Patron und über dem Stift schwebend dargestellt.                                                                                                      
Die Stiftskirche wird mit dem nördlichen Renaissanceturm und der südlichen Turmabdeckung gezeigt. 1700 wurde die barocke Pfarrkirche fertiggestellt, so dass man hier noch den originalen Zustand des barocken Kirchturms sieht, der 1842 beim Brand der Schranne, welche an der Stelle des Rathauses stand, seine markante Turmspitze verlor. Man ersetzte sie durch den heute noch bestehenden, einfachen Turmhelm. Lockstein, Rauher Kopf und Untersberg wurden an den rechten Bildrand geschoben, damit links noch der Watzmann, das Wahrzeichen des Landes, erscheinen konnte. Dass diese Wiedergabe nicht der Wirklichkeit entsprach, nahm man in Kauf. Der Höhenzug zwischen Watzmann und Rauher Kopf soll wohl das Lattengebirge darstellen, der Hochkalter fehlt. Die Ansicht wird von einer Balustrade eingefasst, die sich in himmlischen Gefilden befindet und durch die man auf das Stift und die Berchtesgadener Landschaft blickt. Der Priesterstein wird im Vordergrund von der Balustrade eingerahmt.

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Kupferstich von Georg Visher

Bisher war nicht bekannt, dass ein Kupferstich von Georg Vischer von etwa 1660 als Vorlage des Deckenbildes diente. Ihn wird Christoph Lehrl von dem Geistlichen erhalten haben, der für das Programm verantwortlich war. Er ist bezeichnet: "Das Fürstliche Stüfft Berchtolsgaden" und enthält die Künstlersignatur: "G. Visher, delineavit et sculpsit", das heißt, er hat das Blatt selbst gezeichnet und gestochen. Unter der Überschrift ist das Stiftswappen mit dem Herzschild des Wittelsbacher Administrators Maximilian Heinrich (1650 – 1688) zu sehen, der aus dem bayerischen Herrscherhaus stammte und als Kurfürst von Köln in Bonn residierte und in Personalunion auch Fürstpropst von Berchtesgaden war. So ist verständlich, dass Georg Vischer, der Wittelsbacher Hofmaler in München war, den Auftrag für diese Arbeit erhielt.

Visher hat das Stift vom gegenüberliegenden Herzogberg gemalt, so dass der Priesterstein im Mittelpunkt vor dem Stift liegt und auch die alte gotische Pfarrkirche gut zu sehen ist. Sie wurde auf dem Fresko durch den barocken Turm ersetzt. Dann zeichnete er den Watzmann und die seltsam wiedergegebene Watzmann-Jungfrau und schob sie, wirklichkeitsfremd, von links in das Bild. Anstelle des Wappens und der Überschrift erscheint auf dem Deckenbild der hl. Augustinus.

Text und Fotos von Alfred Spiegel-Schmidt