Der Heldenfriedhof in der Schönau

November 2018

Wo sich der "Heldenfriedhof" in Berchtesgaden befindet, weiß vermutlich jeder, der in unserem Talkessel wohnt, aber, "drei Finger auf's Herz" - wer hat ihn schon mal besucht oder weiß gar, für welche und wieviele Tote er zur letzten Ruhestätte geworden ist und wann und warum er überhaupt entstanden ist? 

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Es war für die meisten Kommunen und insbesondere auch in Berchtesgaden nach dem Krieg ein drängendes Problem, die Kriegstoten der Heimatfront entsprechend würdig zu bestatten, zumal Kriegsgräber durch das Gesetz von 1952 nicht mehr aufgelöst sondern auf "Ewigkeit" bestehen bleiben müssen. Im alten Friedhof Berchtesgaden hatte man bislang in der Not ein kleines Areal dafür verwendet in dem über 250 Kriegsopfer mehr oder weniger provisorisch und auf Gemeindekosten bestattet worden waren.

Dazu kam auch noch, dass dieser doch relativ kleine Friedhof durch den hohen Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den Ostgebieten nach 1945 sehr schnell an seine Kapazitätsgrenzen  gestoßen war. Man muss sich dazu auch vor Augen führen, dass es im inneren Landkreis mit Ausnahme von Ramsau und Marktschellenberg bislang nur diesen einen Gottesacker gegeben hatte. Organisatorisch ermöglicht wurde das schon damals durch den interkommunalen Friedhofszweckverband dieser Gemeinden mit Sitz in Berchtesgaden, einer Institution  die bei uns bei uns im inneren Landkreis schon vor dem Krieg als Nachfolger einer ehedem kirchlichen, wohl schon in fürstpröpstlicher Zeit entstandenen Einrichtung, hervorgegangen war.  "Die Errichtung eines Heldenfriedhofs in Berchtesgaden scheint sich in absehbarer Zeit nicht verwirklichen zu lassen."  So steht es in einem Schreiben  vom 19. Sept. 1951 vom damaligen scheinbar darob einigermaßen resignierten Bürgermeister Dr. Imhof an den Volksbund deutscher Kriegsgräber e.V. mit dem man mit selbigem Anliegen alsbald in Kontakt getreten war. (Wenngleich die Errichtung und Betreuung von Soldatengräbern im Inland eigentlich gar  nicht zum Aufgabengebiet dieser segensreichen Organisation gehört.) 

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In Berchtesgaden waren damals zusammen mit dem Volksbund verschiedene Flächen z.B. Errichtung eines Ehrengrabfeldes auf dem Areal des alten Friedhofs, oder an der Straße zum Obersalzberg, bzw.  im Rostwald oder hinter dem Hotel Wille geprüft und aus den verschiedensten Gründen auch wieder verworfen worden. So finden wir beispielsweise in den Gemeindeakten ein aufschlussreiches Schriftstück vom 9. Mai 1951: "Der Marktgemeinderat ist mit der Errichtung auf einem Grundstück nördlich des Hotel Wille, Eigentümer Zechmeister (Areal Kugelfeld ?), nicht einverstanden. Der Marktgemeinderat empfiehlt den Ehrenfriedhof an den in landschaftlich hervorragender Lage neu errichteten Bergfriedhof anzuschließen."

Und so kam es dann ja auch mit Unterstützung des Volksbundes, des Landkreises, der Bayerischen Regierung und der Bundesregierung letztlich und durchaus auch nach einigen Querelen dazu, dass am  6 Mai 1956 dieser Soldatenfriedhof in der Oberschönau feierlich eröffnet werden konnte. Freilich hatten auch diese beteiligten Institutionen dabei nicht nur die Belange und Nöte der Marktgemeinde im Sinn sondern auch selbst ganz ähnliche Interessen, denn unter vielen anderen galt es allein schon in weiteren 64 oberbayerischen Gemeinden die gleiche Problematik mit den Kriegsopfern zu bewältigen. So kam es dann auch dazu, dass in dieser Einrichtung in der Schönau heute 937 Personen aus Friedhöfen in ganz Oberbayern bestattet sind. Bei den Toten handelt es sich also um Menschen, die an den Kriegsfolgen insbesondere des 2. Weltkrieges, beispielsweise in hiesigen Lazaretten oder auch direkt bei Kampfhandlungen und durch Bombenangriffe in unserer Heimat ihr Leben verloren haben. (darunter allein 600 Personen, überführt aus den Friedhöfen in Berchtesgaden, Bad Reichenhall und Altötting).  

Hans Lackner