Der Wimbach-Tiergarten

Januar 2021

„Das Rotwild sammelt sich vorzüglich im Wimbachtal zwischen Watzmann und Steinberg, hier im Tiergarten wurden die meisten Hirsche und Gämsen gehegt.“ So die erste Erwähnung der Bezeichnung “Thiergarten“ unter Propst Wolfgang Lenberger (1523 – 41).

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Karte mit Wildpretzaun

Das Tal war durch einen „Wildpretzaun“ abgesperrt, so dass das Wild, auch im Winter, das Tal nicht verlassen konnte und „gehegt“, das heißt, gefüttert werden musste.

Da das Gebiet leicht erreichbar war, jagten hier besonders gern die Stiftsinsassen. Gämsen und Hirsche wurden häufig in versteckt aufgespannte Netze getrieben und lebend gefangen. Kurfürst Josef Clemens hat 1715 mehrere Gämsen im Wimbachtal einfangen lassen.

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Befestigungsring

Das Wimbachschloss errichtete sich der begeisterte Jäger Fürstpropst Joseph Conrad von Schroffenberg als Jagdsitz.  Als man jedoch einen Knecht erschoss, welcher voreilig auf ein waidwundes Tier zusprang, hat er nie wieder eine Flinte angerührt.

Auf alten Karten ist das Wimbachtal noch mit „Tiergarten“ bezeichnet. Auf dem ersten Foto erkennen wir am unteren Ende den „Wildpretzaun“. Die drei Befestigungsringe des Netzzaunes sind noch heute auf der Watzmannseite vorhanden. Da das Erz mit Holzkohle ausgeschmolzen und die Ringe mit Holzkohle geschmiedet wurden, ist das Eisen schwefelarm und rostet nicht.

Quellen:
J. E. Von Koch-Sternfeld, Geschichte des Fürstenthiums Berchtesgaden, 2. Buch, S. 116;
A. Helm, Berchtesgaden im Wandel der Zeit, Reprint 1973, S. 395
Alfred Spiegel-Schmidt, Berchtesgaden in der historischen Karthographie und in alten Ansichten, in: Geschichte von Berchtesgaden, Band II/2, S. 1340/41.

Text und Bilder Alfred Spiegel-Schmidt