Flatternde Schwalben am Grab

Oktober 2023

Selten wird eine Verstorbene so in ihrem Grabmal widergespiegelt, wie die Schriftstellerin Else Thomé. Die Autorin des Buches "Die Salzberger Schwalbengeschichte", das seinerzeit ein veritabler Bestseller gewesen war (heute antiquarisch z.T unter 10,- € erhältlich), starb vor 50 Jahren, am 3. Juni 1969.

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Grab von Else Thomé

Ihr Mann, der Architekt Ernst Thomé, hat das schmiedeeiserne Grabkreuz auf dem Bergfriedhof entworfen. Munter flattern die geschmiedeten Schwalben um das Grab. Die von Else Thomé geschriebenen Geschichten über die in ihrem Haus am Frauenberg brütenden Schwalben hatten eine begeisterte Leserschaft gefunden. Das Haus wurde 1829 von Andrä Lindner gebaut, der Huthmann (= Steiger) im Salzbergwerk war , wie eine Inschrift im Eingangsflur des Hauses zeigt, wo bis heute ein Schwalbennest zu finden ist.

 

 

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Schwalbengeschichte

In ihren Schwalbengeschichten schildert Thomé auf humoriger Weise die Schwalbenpaare, wie sie mitten im Haus anfingen, ein Nest zu bauen. Genau beobachtet sie die Vögel und beschreibt sie so lebendig und menschlich, dass es eine Freude ist, ihre Schwalbengeschichten heute noch zu lesen. Gerade weil sie ihnen menschliche Eigenheiten und menschliches Verhalten unterstellt und durchaus sehr frei andichtet, erweckt sie beim Leser und bei der Leserin den Eindruck, den Schwalben ganz nah über die Schultern ins Nest zu schauen. Die enge Beziehung zu ihren Schwalben bleibt mit diesem Grabgestaltung über den Tod hinaus wunderbar bestehen.

Text und Fotos: Christoph Merker